Was ist ein Trauma?

Der Begriff Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet Verletzung. Verletzen wir uns beispielsweise bei einem Schiunfall, bei dem wir unser Bein brechen- ist auch dies ein Trauma- allerdings ein körperliches. Wir kommen in ein Krankenhaus, dort wird das Bein geröntgt, vielleicht müssen wir einen Gips tragen, wir bekommen Krücken und können uns nur eingeschränkt bewegen, aber es wird heilen. Anders verhält es sich bei einem seelischen Trauma.
Ausgangspunkt für ein seelisches Trauma sind tatsächliche, extrem stressreiche äußere Ereignisse, wie zum Beispiel: Erfahrungen mit Gewalt, sexuelle Übergriffe (Vergewaltigung, Missbrauchserfahrung), Überfälle, Folter, Geiselnahme, Gefangenschaft, Naturkatastrophen, Banküberfall, Kriegserlebnisse oder Ähnliches.
In all diesen Fällen ist der Mensch, der das erlebt (oder besser gesagt: überlebt), in einer Extremsituation „gefangen“. Zu diesem Zeitpunkt gibt es für manche kein Entkommen und ein sehr starkes Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht herrscht vor. Gedanken wie „jetzt ist alles aus, ich sterbe, ich kann nichts dagegen tun“ begleiten diesen Zustand. Menschen, die ein Trauma erlebt haben, denken meist: „es wird nie wieder so wie früher“, das eigene Leben hat sich plötzlich drastisch verändert. Dennoch ist es möglich, durch die Selbstheilungskraft des Körpers das traumatische Erlebnis integrieren zu können, der Stress und die Angst lassen nach einiger Zeit wieder nach. Geschieht dies allerdings nicht, auch nicht nach einigen Wochen, kann es nötig sein eine Traumatherapie zu beginnen.

Nicht jedes potentiell traumatische Erlebnis führt zu einer Traumafolgestörung!

Was ist ein belastendes Lebensereignis?

Auslösende Momente für ein belastendes Lebensereignis können ähnlich sein wie bei einem Trauma (bspw.: Unfall, mobbing, etc.) mit dem Unterschied, dass es manchen Menschen gelingt, das Trauma erfolgreich zu verhindern, indem sie eventuell:
Hilfe holen konnten, einen Täter abwehren oder fliehen konnten Betroffene waren unmittelbar nach diesem Ereignis umgeben von Menschen, denen sie sich anvertrauen konnten und von denen sie sich verstanden fühlten, Sie konnten von ihrem Erlebnis erzählen die resilient sind (psychisch widerstandsfähig). Ein belastendes Lebensereignis können Betroffene ins Alltagsleben integrieren und weitgehend unbelastet in die Zukunft gehen.

Welche Anzeichen Sie eventuell nach einem traumatisierenden Lebensereignis bei sich wahrnehmen könnten:

In den ersten Wochen danach könnte es sich so anfühlen als ob sie wie in Watte gepackt wären- also Geräusche gedämpfter sind, Farben nicht so klar erscheinen, der Blick getrübt erscheint, die Konzentration schwach ist, Sie eventuell an Albträumen leiden und manchmal der Schlafrhythmus durcheinander geraten ist. Häufig verspüren Menschen dann eine hohe Angst, innere Anspannung und eine tiefe Unruhe. Es kann zu flashback-Erlebnissen kommen (das Erlebte taucht in Form von inneren Bildern ungefragt und ungewollt immer und immer wieder auf). Es könnte sein, dass Menschen nach einem erlebten Trauma dazu neigen, sich selbst zu verletzen, „um sich wieder (oder anders) spüren“ zu können.

Traumafolgestörung – Posttraumatische Belastungsstörung:

Klingen diese Symptome nicht wieder von alleine ab, so bleibt zu vermuten, dass es zu einer Traumafolgestörung bzw. einer Posttraumatischen Belastungsstörung gekommen ist. Die Erinnerungen an das Erlebte sind dann sehr belastend und einschränkend für den Menschen. Oftmals verspüren Sie heftige emotionale Schwankungen, starke Angstzustände, Panikattacken, körperliche Anspannung und erleben wiederkehrende sensorische Erfahrungen. Viele Menschen versuchen dann Dinge zu vermeiden, die an das Erlebnis erinnern, dazu zählt zum Beispiel: Orte, bestimmte Personen oder Aktivitäten werden eingeschränkt oder gänzlich gemieden, es besteht ein vermindertes Interesse etwas zu tun, dies kann in weiterer Folge zu einem veränderten Verhalten oder zum sozialen Rückzug führen. Sich selbst zu betäuben durch Drogen, Alkohol oder Medikamente können als Zeichen einer Vermeidungsstrategie verstanden werden. Manche Menschen dissoziieren – darunter versteht man ein manchmal geringfügiges Abschalten im Alltagsleben, ähnlich einem Tagtraum – das aber so weit gehen kann, dass sich daraus eine starke dissoziative Störung entwickeln kann.

Diagnostik nach dem ICD 10:

Wir unterscheiden die Traumatisierung nach dem Ereignis, der Dauer, der Häufigkeit und den vorübergehenden oder anhaltenden Symptomen, in:
F 43.0 Akute Belastungsreaktion
F 43.1 Posttraumatische Belastungsstörung
F 62.0 Andauernde Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung
Und die Komplexe posttraumatische Belastungsstörung DESNOS

Was ist das Ziel der Traumatherapie?

Die Aufgabe der Traumatherapie ist zunächst für Entlastung und Stabilisierung unter Nutzung der Ressourcen der betroffenen Person zu sorgen. Klienten sollen die Fähigkeit entwickeln ihre Affekte und Impulse zu kontrollieren, sich selbst beruhigen und trösten, die Beziehung mit der Therapeutin als tragfähig erkennen und diese auch halten können. Erst wenn jemand ausreichend stabil ist, kann man mit unterschiedlichen Methoden an das traumatische Erlebnis herangehen. Das Ziel der Traumatherapie ist, die belastende Vergangenheit zu verabschieden, eine neue Selbstbeziehung zu entwickeln und das Erlebte zu integrieren.

Eine Möglichkeit dem traumatisierenden Ereignis zu begegnen ist:

EMDR:

ist die Kurzform von Eye Movement Desensitization and Reprocessing.
Dabei handelt es sich um eine Methode die Ende der 1980er Jahre von der amerikanischen Psychologin Francine Shapiro entwickelt wurde. Ursprünglich wurde das EMDR entwickelt um mit belastenden Erinnerungen wiederholt in Kontakt zu gehen und gleichzeitig durch bilaterale Stimulation des Gehirns Betroffenen Entlastung zu bringen. Unser adaptives (sich anpassendes) Selbstordnungs- oder Selbstheilungssystem scheint einen wesentlichen Anteil an unserer mental-psychischen Gesundheit zu haben. Im Alltag führt es dazu, dass wir ganz von selbst und regelmäßig unsere Erlebnisse und Erinnerungen integrieren, oder einordnen können. Wenn wir aber Erlebnisse haben, die wir selbst nicht integrieren können, benötigen wir daher manchmal therapeutische Unterstützung. Shapiro geht davon aus, dass dysfunktional gespeicherte Erinnerungen oder Erfahrungen Ursachen von Störungen im Hier und Jetzt sein können. Werden nun solche Erinnerungen auf allen verschiedenen Erlebnisebenen integriert, reduziert sich die wahrgenommene Belastung Betroffener.

EMDR-Behandlungen können beispielsweise bei posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen, Ängsten und Trauer eine deutliche Entlastung bringen.